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Mittwoch, 12. Mai 2010

Operation Desert Storm II

10. Mai, Damaskus – Wadi Rum


Raus aus der Stadt, ab in die Wüste! Gegen 8:30 verließen wir Damaskus, sehr zu Benny’s Enttäuschung. Er hatte neue masochistische Tendenzen an sich entdeckt und sich irgendwie in den Verkehr der lokalen Rushhour verliebt. Diese absurde Liebesbeziehung konnte nicht einmal durch die Vorfreude auf einen erneuten syrischen Grenzübertritt wett gemacht werde. Die Ausreise verlief dann doch etwas unspannender als die Einreise, dieses mal waren nur rund 5 verschiedene Schalterbesuche notwendig, um diverse Zettel abzustempeln, zu kaufen und wieder abzugeben (das Land tut wenigstens was für die Vollbeschäftigung!)


Auf der jordanischen Seite wusste schon jeder über unsere Ankunft Bescheid, „Welcome to Jordan“ wurde uns bereits aus weiter Entfernung zugerufen. Die ganzen Visaangelegenheiten wurden über das Organisationskomitee abgewickelt und nach rund einer Stunde waren wir draußen bzw. drinnen in Jordanien und durften unsere Reise am Deserthighway fortsetzen. An jeder Straßenkreuzung des Landes schien extra eine Polizeieskorte für uns aufgestellt worden zu sein, welche uns mit heftigem Winken und Welcome-Rufen den richtigen Weg wies. Naja, der gewiesene Weg war zwar nicht der richtigste, sondern eine 150km Umleitung, aber dafür angeblich landschaftlich interessant.


Und wir sahen einiges: Wüste, Wüste, Wüste. Bis wir die Wüste irgendwann nicht mehr so richtig sahen, als der Sandsturm begann. Irgendwie ein spannendes Erlebnis, das Thermometer zeigte in Spitzenzeiten 46°C an, der Wind kam scharf von Rechts, Pinkeln in freier Natur musste vorher mit Kompass geplant werden, um gröbere Schweinereien zu verhindern und das Lenkrad musste mit ganzer Kraft dem Wind entgegengesetzt werden (außer man befand sich grad im Windschatten eines überholten LKWs, dann allerdings schnell gerade lenken!).


Kurz vor Verlassen des eigentlichen Umwegs wurden wir von einer neuen Polizeieskorte in die Wüste geschickt. Diesmal so wirklich Wüste, ganz ohne Strassen und so. Wir bretterten munter drauf los, weil man mit höherer Geschwindigkeit ja angeblich die Schlaglöcher nicht so spürt. Weite Staubwolken hinter uns lassend ging es mit rund 60kmh über Stock und Stein. Nach kurzer Zeit kamen wir bereits zu den ersten stecken gebliebenen Autos, auch der Audi hatte sich kurz verbremst und steckte in einem Sandloch kurz vor einem Flusslauf fest. Es musste unsere Tischplatte und Tinas Schienbein (gegen welches die Tischplatte unter dem Reifen beim Losfahren geschleudert wurde) geopfert werden, um aus der Lage wieder raus zu kommen.


Als wir am Horizont dutzende Scheinwerferlichter entdeckten, wähnten wir uns bereits in sicherer Entfernung des Camps. Wie falsch wir lagen…. Das vermeintliche Camp war kein sicherer Zielort sondern eine Massenversenkung von Rallyeautos in Sandhaufen. Der Sandsturm hatte ein ganzes Flussbett verweht und an ein Weiterkommen war für Nicht-4WDs eigentlich nicht zu denken. Trotz vereinter Hilfe aller Umherstehenden Teams konnten die Autos zwar immer wieder frei gebuddelt werden, steckten dann aber nach wenigen Zentimetern wieder fest.


Die anwesende Polizei war auch keine allzu große Hilfe, sie kommandierte uns zwar auf arabisch herum und hielt uns zum Buddeln, Schieben, Fahren, etc. an, aber Erfolg versprach diese Methode nur für die Polizisten selber, die bei jeder Aktion unbemerkt in dichten Körperkontakt mit den weiblichen Teammitglieder treten konnten.

Mittlerweile war die Dunkelheit eingebrochen und wir stellten uns auf eine Nacht in der Wüste ein, als plötzlich aus der Finsternis ein Beduine auftaucht. Der englischen Sprache nur rudimentär mächtig - „Welcome“ schein sein einziges Vokabel zu sein - erkundigte er sich zuerst nach unserem werten Befinden („Welcome?“) und nach dem Zustand unserer Autos („Welcome?“) und bot dann seine Hilfe an („Welcome!“).


Der uneheliche Sohn Ralf Schumachers schwang sich gegen Einwurf von kleinen Scheinen hinter das Lenkrad unserer Wagen und zeigte uns, was der Unterschied zwischen Beduine und europäischem Stadtgesicht ist. In der Wüste gibt es nur ein Gas: Vollgas, und damit düste er den Berg hinauf, den verhängnisvollen Treibsandplatz hinter sich lassend. Als alle Auto wieder auf sicherem Untergrund waren, entschieden wir uns fürs Weiterfahren Richtung Camp. Mittlerweile war es in der Wüste finster wie in einem Kamelhintern geworden, langsam fahren war aufgrund der Sandsituation auch nicht ratsam und so ging es volle Kraft voraus ins Unbekannte.

Wenige Zeit später kündigten Lichter am Horizont bereits das nächste Unheil an: das zweite Sandloch war bereits wieder einigen Autos zum Verhängnis geworden.


Uns retteten abermals die Söhne des Windes, Beduinen, die wie aus dem Nichts aus dem Dunkel der Nacht auftauchten, und uns versprachen, uns sicher gegen Einwurf etwas größerer Scheine, ins Camp zu leiten. Mit insgesamt 8 Autos willigten wir in den Deal ein und folgten blind unserem rettendem Engel.


Dank gebührt an dieser Stelle auch dem ÖAMTC Fahrtsicherheitstraining, ich hätte nicht gedacht, dass die Übungen auf der Schleuderplatte einmal soviel Sinn machen können, wie in der jordanischen Wüste.


Gegen 22:00 waren wir sicher im Camp gelandet, zig Wüstenzelte waren aufgestellt und für uns vorbereitet, unter der Erde wurden bereits ganze Lämmer und Hühner für uns geschmort und der in 10 Ländern mühsam eingesammelte Wein und die angebotenen Shishas sorgten für eine äußerst gelungenen Wüstenfeier.


Raunzen konnten da wirklich nur mehr die deutschen Bundesbürger („Touriabzocke“), vielleicht lagen bei den meisten aber auch nur die Nerven nach der Wüstenchallenge blank („Das Roadbook kannst du dir in den Arsch stecken!“) Wir gaben uns nach erfolgter Rettung viel lieber dem Jägerlatein hin und bewunderten unsere eigene Leistung und Tapferkeit (kurz nach uns wurde die Wüstenfahrt gesperrt und die übrigen Teams wurden über die sichere Strasse ins Camp geführt – wie langweilig!)

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