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Mittwoch, 12. Mai 2010

Falsche Bärte und neue Bremsen

5. Mai, Tageskilometer: 450km, Abfahrt Istanbul: 18:30, Ankunft Ankara: 00:45


Wie bereits in den vorangegangenen Panikbloggs berichtet, war unserer rosa Tupperschüssel gestern die Aufregung vor dem Massenstart zuviel geworden, und sie entschloss sich spontan, eine ölige Flüssigkeit von sich zu lassen. Erste fachkundige Diagnosen deuteten auf einen Schaden der Bremsen hin.


Dass die nicht ganz in Ordnung waren, wussten wir ja bereits seit mehreren Tagen, markerschütternde Geräusche bei jedem Bremsvorgang ließen diesen Rückschluss zu. Bisher wurde allerdings nach Art des DJs repariert: Musik lauter drehen und tun, als wäre nichts gewesen. Diesmal aber war vielleicht doch professionellere Hilfe angebracht, die ÖAMTC Mitgliedschaft musste eh wieder rein gebracht werden.


Über 2 Stunden nach geplanten Massenstart aller Autos in Istanbul wurden wir auch bereits von unserem gelben Engel Huckepack von der Rallyestartlinie in die nächste Werkstatt gebracht.

Nachdem man uns scheinbar ansah, dass wir auf eine echte Vertragswerkstatt nicht allzu viel Wert legen, endeten wir am Mechanikerstrich Istanbuls, wo sich eine Klitsche an die andere reiht und jeder, der einen Schraubenschlüssel sein eigen nennt, eine Werkstatt eröffnen kann. Die Profis dort wussten scheinbar gleich Bescheid, wie das rosa Punschkrapferl hereingerollt kam und ein Mopedkurier wurde losgeschickt auf der Suche nach den benötigten Ersatzteilen.


Und benötigt wurde einiges: Die Bremsbacken vorne rechts gibt es scheinbar seit der Jahrtausendwende nicht mehr, die verbleibende Bremszange hatte mittlerweile tiefe Furche in die Bremsscheibe graviert. Links wiederum waren die Bremsen beinahe neuwertig, was allerdings daran lag, dass sie wegen eines Hydraulikdeffekts schon seit einiger Zeit gar nicht mehr bremsten (Tipp: das spart Bremsbacken!)

Nun begann die lange Zeit des Wartens: die Ersatzteile befanden sich nämlich 60km endlosen Istanbuler Staus von uns entfernt. Also entschlossen wir uns spontan, es uns gemütlich zu machen, und neue Freundschaften mit den Mechanikern zu schließen. Gemeinsam studierten wir türkische Kinderlieder für unseren Fernsehrauftritt ein, ließen uns in die wunderbare Welt der Automechanik einweisen (siehe verwendete Fachbegriffe oben im Text) und vertrieben uns die Zeit damit, lustige Fotos mit unseren falschen Bärten zu machen. Die Jungs legten sich außerdem mächtig ins Zeug, das einzige zu retten, was unserem Auto noch blieb: seine äußeren Werte. So wurde geputzt und poliert, unsere Rallyestartnummern wurden von der Tesafilmbefestigung befreit und professionell mit Schrauben befestigt und zur Krönung bekamen wir noch eine neue Nummerntafelhalterung der Werkstätte verpasst.

Rund 6 Stunden später war es vollbracht: die Queen bremste wieder, ohne sich dabei anzumachen und auch die Gänge gehen seit einem Getriebeölwechsel wieder erstaunlich leicht rein. Nachdem bei der abschließenden Probefahrt auch noch ein Heiratsantrag gemacht wurde (zumindest ließen die Worte I – YOU – AUSTRIA – und ein Griff auf den Ringfinger diese Schlussfolgerung zu) war es endgültig Zeit, das mittlerweile heimelig gewordene Fleckchen Istanbuls zu verlassen. Ab zur Fähre und rüber nach Asien.


„Ich bin keine Zicke, ich ändere nur spontan meine Meinung“ schien sich jedoch die Queen zu denken und entschloss sich spontan, wartend in der ersten Reihe vor dem Fährschiff den Dienst zu verweigern. Erst nach Minuten der engagierten Starthilfe gleich mehrerer Autos war sie wieder flott zu kriegen und überquerte des Bosporus darauf hin mit laufendem Motor (bei 3.000 Umdrehungen im Standgas war das selbst mit Schiffsdieselgeräuschen schwer zu überdecken….)


Wo ein Wille, da auch ein Weg und so landeten wir um ca. 20:00 auf dem asiatischen Kontinent.

Nachdem alle Teams nun mittlerweile 6-8 Stunden Vorsprung hatten, und die Aussicht auf eine Nachtfahrt auf der Landstrasse bis zum nächsten Morgen nicht sehr verlockend war, entschlossen wir uns, unsere eiserne Regeltreue zu brechen, und auf der Autobahn bis Ankara zu fahren.


Ankunft müde um ein Uhr auf der Suche nach einem Hotel, welches sich erfolgreich vor uns versteckte. Da wir schon mal in der Gegend waren, fuhren wir weiter zum TRT Hauptquartier, am Parkplatz des Fernsehsenders sollte ja morgen für ein Millionenpublikum unser Ständchen gesungen werden. Die Jungs vom türkischen Fernsehen schienen ein Herz für heimatlose Rallyeteams zu haben, uns so wurde spontan ein Parkplatz am Betriebsgelände zum Campingplatz umfunktioniert. Gemeinsam mit rund 15 anderen Team schlugen wir also unsere Zelte in der türkischen Hauptstadt auf.

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